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zu als andere.“ Und er fragte sich: Wenn ich ihr früher begegnet wäre, hätte es mir geholfen? Wäre ich ein anderer geworden, ein Gesünderer, ein Besserer, als ich heute bin? War mir mein Dasein von Beginn an vorgezeichnet? Oder hab’ ich irgendeinmal die Wahl gehabt – die Wahl zwischen Schwäche und Stärke, zwischen Gesundheit und Kranksein, zwischen Klarheit und Verwirrung? Aber war denn schon etwas entschieden? Nein. Untrüglich wußte er’s mit einemmal, daß ihm die Wahl noch immer in die Hand gegeben war; aber freilich nicht mehr für lange …

Der Wagen hatte sich gewandt, und nun ging es rasch bergab. Robert sprach von Amtsgeschäften, die ihn erwarteten, von seinem Interesse für die Forderungen seines Berufs – so lebhaft, als läge es ihm daran, merken zu lassen, daß er mit beiden Füßen auf festem Boden stand und keineswegs ein Träumer oder weiß Gott was noch Schlimmeres sei. Und Paulas kluge Fragen lockten ihm so entschiedene Antworten auf die Lippen, daß ihn während dieses Gesprächs, das sich bei Tisch mit erhöhtem Ernst fortsetzte, eine immer echtere Sehnsucht nach Arbeit und Betätigung überkam. Die steigende Aufmerksamkeit in Paulas Mienen, ihr beifälliges Nicken wurden ihm zu günstigster Vorbedeutung, und ihren Händedruck beim Abschied, ihren milden, gütigen

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 070. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_070.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)