Seite:Arthur Schnitzler – Flucht in die Finsternis – 067.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

er dachte: Ihr dürfte ich auch Verbrechen eingestehen, wenn ich welche begangen hätte.

Während seines einsamen Nachmittagsspaziergangs spielte er mit der Frage, ob er es wagen dürfe, um Paula anzuhalten. Sie gefiel ihm besonders gut. Daß sie nicht mehr allzu jung war, vielleicht schon dreißig, und auch, daß sie aller Wahrscheinlichkeit nach ein ernstes Herzenserlebnis hinter sich hatte, empfand er als weitere Vorzüge ihrer Person. Am Abend saßen sie lang in der Halle zusammen; sie plauderten wie alte Freunde, so daß sie einander endlich mit Verwunderung fragten, warum sie am Meeresstrand wie Fremde, ja, wie sie sich gegenseitig gestanden, anfangs sogar mit einer Art von Antipathie aneinander vorbeigegangen waren.

„Wir haben viel nachzuholen“, sagte Robert, und er fügte hinzu: „In den paar Tagen heroben.“ – Sie sah eine Weile vor sich hin, plötzlich, mit einer ihr eigenen, raschen Bewegung, warf sie den Kopf nach der Seite und ließ das Gespräch harmlos weitergehen.

Nachts träumte Robert von der armen Klavierlehrerin, mit der er seinen letzten Wiener Abend verbracht hatte. Er schritt mit ihr einen Waldpfad hin, denselben, den er in jener Abschiedsstunde mit Alberta gegangen war. Sie hielt die Hände in den Taschen ihres langen Regenmantels, und sehr

Empfohlene Zitierweise:
Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 067. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_067.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)