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Robert wunderte sich stillschweigend. Er war der Meinung, daß eigentlich jede Arbeit viel leichter vonstatten gehen müßte, wenn man solch ein klaräugiges, kluges Wesen zur Seite hatte, wie Paula eines war.

Sie fragte nach Roberts Bruder und Schwägerin, die sie aus früherer Zeit flüchtig kannte. Nun habe sie seit lange fast jeden gesellschaftlichen Verkehr aufgegeben, da sie nicht die geringste Freude davon habe. Robert glaubte sich zu erinnern, daß die musikalischen Abende im Hause Rolf in verflossenen Jahren eines gewissen Rufs genossen und daß bei solchen Gelegenheiten Paula persönlich mitgewirkt habe. Er hatte an diesen Abenden niemals teilgenommen. Hingegen vermochte Paula sich zu entsinnen, daß sie den Herrn Sektionsrat vor Jahren – sie wußte nicht mehr, in welchem Kreise – auf dem Piano phantasieren gehört hatte. „Spielen Sie noch viel?“ fragte sie. Er erwiderte unbestimmt. Und jenes Gerücht von ihrem Verlöbnis mit einem berühmten, seither verstorbenen Komponisten ging ihm durch den Sinn.

Sie saßen auf einer Bank, die, auf einem Felsenvorsprung gelegen, freieste Aussicht auf die Windungen der Bahn, auf Wiesen, Wälder, Viadukte und auf die herandämmernde Ebene bot. Paula nahm aus ihrer Dose eine Zigarette und bot auch ihrem

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 065. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_065.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)