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„Du glaubst –?“

„Nicht etwa, daß ich es für notwendig hielte – keine Spur. Aber wenn man’s tun kann …“ Er seufzte. „Von mir aus magst du natürlich ruhig in Wien bleiben.“

Der Dichter Kahnberg trat an den Tisch, begrüßte Robert zu dessen Verwunderung wie einen sehnlichst erwarteten Freund, zog ihn mit sich an einen Nebentisch, erzählte ihm die Fortsetzung einer Herzensgeschichte, von deren Beginn Robert seiner Erinnerung nach niemals das geringste erfahren hatte, und erkundigte sich, ob ein Buch, das er an ihn vor etlichen Monaten abgesandt, richtig angelangt sei. Robert besann sich, daß ihn das Werk, ein Drama in Versen, mit einer sehr warmen Widmung von der Hand des Dichters, erreicht und daß er es auch gelesen hatte. Doch vermochte er sich des Inhalts durchaus nicht zu erinnern. Er war eben in Verlegenheit, wie er sich verspätet bedanken und was er über das Buch sagen sollte, als die Herren insgesamt aufbrachen, um den Abend in einer Bar zu beenden. Robert schloß sich gerne an, und bald saßen sie alle in einem niederen, menschenerfüllten, überhellen Raum an kleinen Tischen und lauschten dem Klavierspieler, der Opernarien, Tänze, Lieder, aufs feinste harmonisiert, mit zwanglosen Übergängen unermüdlich vortrug.

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 034. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_034.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)