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ihm im gleichen Augenblick gekommen. „Ja, lach nur, es ist doch so.“ Er hob langsam seinen linken Arm und ließ ungeschickt die Finger spielen.

„Na“, meinte Leinbach übertrieben heiter, „pack doch einmal mein Handgelenk mit deinem gelähmten linken Arm!“

Robert tat so, und Leinbach ließ ein scherzhaftes „Au“ hören. „Und doch“, sagte Robert, „versichere ich dir: heute früh war mir, als könnte ich den Arm überhaupt nicht rühren; ja, die ganze linke Seite war irgendwie in dieses eigentümliche Gefühl miteinbezogen. Ich verspürte auch eine sonderbare Müdigkeit der linken Gesichtshälfte, und“ – er wagte sich immer weiter vor – „das linke Auge konnte ich kaum öffnen.“ Zugleich, da er den Blick Leinbachs doch mit einer gewissen ärztlichen Schärfe auf sich gerichtet sah, riß er beide Augen weit auf, um sich ja nicht zu verraten.

„Unsinn“, sagte Leinbach, „eine Seite ist bekanntlich immer schwächer als die andere. Die sogenannte Symmetrie der beiden Körperhälften ist überhaupt eine Fabel, das weißt du doch. Übrigens – wo bist du nur zuletzt gewesen? Am Meer, im Süden, nicht wahr? – Das war vielleicht nicht ganz das Richtige, besonders als Abschluß. Ich an deiner Stelle würde doch, bevor ich mein Amt antrete, ein paar Tage Gebirgsluft schnappen.“

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 033. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_033.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)