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des Umstandes bewußt, daß er heute so einsam in der Welt stand wie kaum je zuvor. Flüchtig zog ihm wieder Alberta durch den Sinn; gleich darauf aber, farbig und scharf umrissen, tauchte sehr lebendig das Bild des Fräulein Rolf vor ihm auf, der er sich durch den Abschiedsblick von gestern näher verbunden fühlte. Er versuchte sich ihren Vornamen ins Gedächtnis zu rufen, was ihm vorerst nicht gelang. Übrigens wußte er wenig von ihr und ihrer Familie; es war ihm kaum mehr bekannt, als daß Mutter und Tochter sowohl daheim als auf Reisen meist ohne den Vater zu sehen waren, der, ein gesuchter, fast berühmter Advokat, wegen seiner unglücklichen Neigung zum Börsenspiel doch eines zwiespältigen Rufes genoß. Hiermit mochte es auch zusammenhängen, daß die einzige Tochter, die gewiß schon in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre stand, bisher unvermählt geblieben war; und dunkel glaubte sich Robert eines Gerüchtes zu erinnern, das sie mit einem berühmten, seither verstorbenen Musiker verlobt gesagt hatte. Während er so über sie nachdachte, wurde ihm ihre Gestalt immer rührender und erschien ihm wie von Geheimnissen umflossen.

Am Abend besuchte Robert ein Vorstadttheater. In behaglicher, etwas müder und traumhafter Stimmung folgte er dem heiteren, musikalischen Spiel

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 030. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_030.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)