Seite:Arthur Schnitzler – Flucht in die Finsternis – 028.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Gesunde dem Kranken? An dieser Stelle aber riß Robert sich gewaltsam zurück. Er wollte sich’s nicht länger gefallen lassen, daß krankhafte Grübeleien ihn wehrlos in das trübe Land schwankender Möglichkeiten trieben, wo das Höchstwahrscheinliche und das kaum Vorstellbare in unlauterer Nähe beisammenwohnten. Wieder warf er einen raschen Blick in den Spiegel. Einen Unterschied zwischen rechts und links vermochte er jetzt nicht mehr wahrzunehmen. Beide Augen blickten etwas trüb und ermüdet, doch war er auf dem linken von Jugend auf ein wenig kurzsichtig gewesen und hatte die Gewohnheit angenommen, es zuweilen zusammenzukneifen. Dazu kam, daß er heute nacht kaum geschlafen hatte. Er sah im ganzen, das war nicht zu leugnen, abgespannt und übernächtig aus. So entschloß er sich, den beabsichtigten Besuch vorläufig zu verschieben, um Otto nach einer gut verbrachten Nacht, erfrischt, in gehobener Stimmung und womöglich – denn auch dies erschien ihm nicht ohne Bedeutung – bei gänzlich aufgehelltem Wetter zum erstenmal wieder gegenüberzutreten.

Empfohlene Zitierweise:
Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 028. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_028.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)