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ihren Nachmittagskaffee tranken. Fräulein Paula, der Robert während seines Aufenthalts auf der Insel keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt hatte, wie ihm überhaupt der Verkehr mit unverheirateten Damen aus guter Familie wenig zusagte, betrachtete ihn heute mit einer Teilnahme, die ihn nachdenklich stimmte. Als er zum Abschied nicht nur der noch immer schönen, etwas hoheitsvollen Mutter, sondern, gegen seine Gewohnheit, auch der Tochter die Hand küßte, fühlte er auf seiner Stirn den warmen Glanz eines freundschaftlich-nahen Blickes ruhen, der gleichsam dunkler wurde, als ihm Roberts Augen begegneten.

Er begab sich ins Klavierzimmer, griff ein paar Akkorde auf dem verstimmten Flügel, verließ aber bald wieder den Raum, hinter dessen herabgelassenen Vorhängen der schwüle Nachmittag dunstete; und auf dem weißen, strahlenden Uferkies hin und her wandelnd, empfand er peinlich die unergründliche Leere jener nutzlosen Stunden vor einer festgesetzten Abreise. Daher entschied er sich, statt abends mit dem regelmäßigen Dampfer, lieber gleich mit einem der kleinen Motorboote, noch im vollen Licht, die kurze Strecke übers Meer zu fahren, und wanderte bis kurz vor Abgang des Zuges in den winklig-hügeligen Straßen der Hafenstadt umher, deren Altertümer zu besichtigen er sich täglich vorgenommen

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_014.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)