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nur eine Deutung seiner genialen Kunst und ihres Problemes, die uns zu dem so rätselvollen Grunde eines Meisterschaffens führte. Wir haben in ihn hinabgeschaut: im Persönlichen das Ideal, im Ideal das Persönliche gewahrt. Dürfen wir uns nun auch den Eindruck dieser Werke und die Naturanschauung, welche uns diese Persönlichkeit geschenkt, deuten? Dürfen wir sagen, daß das Große, das unwiderstehlich Fesselnde des uns erschlossenen Zauberreiches in seiner Wirkung auf uns als ein Geheimnisvolles beruht, weil in der Fülle der sinnlichen Kraft der Natur uns das Dämonische geoffenbart wird? Als geheimnisvoll aber auch in der Veranschaulichung des Verhältnisses des Menschen zur Natur, denn der Mensch wird uns gezeigt als ein Wesen, das nach seinem Gefühle und Sinnenleben nur ein Teil dieses Dämonischen und der Natur ewig unterworfen ist, an sie gekettet durch Wonne und Weh, aber eben nur seinem sinnlichen Wesen nach ihr angehörig und nur durch den Verzicht auf geistige Autonomie der Allgemeinsamkeit sinnlichen Lebenswirkens ganz teilhaftig! So wird im Augenblick eines selig gehobenen Empfindens aller Fülle und Herrlichkeit der Natur in uns ein schmerzliches Sehnen nach einer immer möglichen Heimkehr in ihr Reich geweckt, und in Schwermut verklingt des Schauens Rausch.

Unwillkürlich ruft sich da die Phantasie die Bilder unseres anderen großen Malers, der die Einheit von Natur und Mensch verherrlicht hat, hervor: Hans Thoma’s! Ein verwandtes Ideal zeigt sich, aber wie verschieden seine Gestaltung, wie verschieden die Wirkung! Wie erklärt es sich doch, daß Thoma’s Werke kein so zwiespältiges Gefühl, sondern reine

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Henry Thode: Arnold Böcklin (Gedenkworte). Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1905, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arnold_B%C3%B6cklin.pdf/24&oldid=- (Version vom 31.7.2018)