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klar machen mußten, ging aber in der Phantasie des Künstlers reflektionslos einzig aus dem Zusammenwirken von Natureindrücken und dichterischen Bildern hervor. Es war das Werk der innigst verbundenen Betätigung einer starken Sinnlichkeit, einer leidenschaftlichen Gefühlskraft und einer schöpferischen Phantasie. Aus innerer Notwendigkeit also ward das Ideal dieser Kunst erzeugt und daher ist es, als der vollkommene Ausdruck einer bedeutenden Persönlichkeit, ein in sich selbst begründetes und abgeschlossenes, welches seine besondere Gesetzmäßigkeit besitzt.

Von einer anderen Seite her aber, von dem Standpunkte einer allgemeineren ästhetischen Auffassung aus betrachtet, stellt sich das Problem in verschiedenem Lichte dar. Bei aller rückhaltlosen, ja leidenschaftlichen Bewunderung für die Gewalt, mit welcher Modernes und Antikes von diesem Geiste zusammengeschweißt wird, läßt uns gerade diese Gewalt darauf schließen, daß solcher Bund doch ein erzwungener, nicht ein natürlich sich ergebender war. Erschien uns früher das Werben des Meisters um die Natur fast wie ein Kampf, so haben wir nunmehr die Erklärung hierfür gewonnen: die Welt der Erscheinungen, die er sich künstlerisch zu eigen machen wollte, war eine zwiespältige. Sie setzte als solche seinem Streben, sie als eine Einheit zu erfassen, Widerstand entgegen. Nur durch eine unerhörte Anspannung der Kraft der Farben und damit der Sinnenkraft im Schauen konnte er den Widerstreit bändigen. Eine Überwältigung unseres Gesichtssinnes muß das Dilemma lösen und täuscht den Maler und uns über den Widerspruch hinweg. Aber dieser bleibt dennoch bestehen, gibt es auch

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Henry Thode: Arnold Böcklin (Gedenkworte). Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1905, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arnold_B%C3%B6cklin.pdf/22&oldid=- (Version vom 31.7.2018)