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Zurückführung höchst entwickelter Organismen näher an die vegetabilischen und elementaren Gestaltungen der Natur? Seiner einsamen Herrscherstellung beraubt, wird der Mensch wieder zu einem Geschöpf der Natur, wie es die anderen auch sind. Jugend und Weiblichkeit findet in Blumen, Halmen und schlanken Bäumen ihre Verwandten, vegetierend wie sie; sie vergleicht sich wiegend der Welle, die sie trägt. Tierische Formen annehmend, das Geistige abstreifend aber nähert sich männliche Kraft und Begier dem dunklen Drange, der im Wogensturze, in Gewitterbrunst, im Beben der Erde sich äußert. So verliert sich der Mensch wieder hinein in die Natur. Die Hellenen hatten ihn emporgetragen zu olympischen Höhen; germanisches Sehnen lockt ihn in die Tiefen allgemeinsamen Daseins zurück.

Der Bund ist vollbracht: Germanisches und Griechisches hat sich vereinigt. Die moderne Landschaft hat den antiken Menschen in sich aufgenommen. Damit es möglich werde, nahm die Landschaft, aus den Elementen südlicher Natur gebildet, soweit es ihr möglich, plastische Formung an, ließ der antike Mensch, vom Hauche modernen Empfindens zu Stimmungen bewegt, von seinen hohen Rechten und schmiegte sich, dem malerischen Stimmungsbedürfnis willfahrend, den niederen Geschöpfen und den Kräften der Natur an. So erstrebten, so erreichten die beiden Welten ihre gegenseitige Durchdringung. — Haben sie diese wirklich erreicht? Die Frage kehrt wieder.

Wäre dieser ganze künstlerische Akt ein Werk der Reflektion gewesen, so bliebe von vornherein nur eine verneinende Antwort übrig. Was wir uns verstandesgemäß

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Henry Thode: Arnold Böcklin (Gedenkworte). Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1905, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arnold_B%C3%B6cklin.pdf/21&oldid=- (Version vom 18.8.2016)