Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

aber wieder als Einheit fühlbar zu machen, konnte dem Meister nur gelingen, wenn er den räumlichen Zusammenhang auf das klarste veranschaulichte und zugleich eine stärkste koloristische Harmonie erzwang, welche alle Einzelgestalten umspannt. Diese mächtige Farbenwirkung ist es, die am entschiedensten die Stimmung in uns hervorbringt, und so dürfen wir den zwischen Antikem und Modernem im Landschaftlichen hergestellten Kompromiß darin sehen, daß die antike Auffassung den plastischen, die moderne den farbigen Charakter der Landschaft bestimmte, und daß durch solches Verhältnis die äußerste Steigerung einer Koloristik, die in Kontrasten wirkt, bedingt wurde. Beides: die wunderbare Erregung, in welche uns diese Naturdarstellung versetzt, wie die Härte und Gewaltsamkeit, die ihr häufig eigentümlich ist, wird uns erklärlich. Was wir in der früheren Betrachtung als die Äußerung feuriger Sinnlichkeit und leidenschaftlichen Gefühles erkannten, tritt uns nun, von der anderen Seite der Phantasietätigkeit her betrachtet, als das Ergebnis der Durchdringung antiker und moderner Vorstellungen entgegen.

Lernten wir im vorausgehenden die Anpassung gleichsam der neueren Naturauffassung an die hellenische Menschenverherrlichung kennen, so beschäftigt uns nun die Frage: wie war der antike Mensch der modernen Landschaftsstimmung anzupassen? Was hatte er aufzugeben, um zu einem integrierenden Teil des Naturganzen zu werden? Es ist der entgegengesetzte Vorgang, der uns hier vor Augen tritt, und wie dort machen sich zwei Erscheinungen geltend. Die erste, wiederum auf südlichem Boden, in Italien, unter Einwirkung

Empfohlene Zitierweise:
Henry Thode: Arnold Böcklin (Gedenkworte). Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1905, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arnold_B%C3%B6cklin.pdf/17&oldid=- (Version vom 31.7.2018)