Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sein. Wohl nahm er die menschliche Gestalt in seine Konzeption von vornherein mit auf, doch ward sie einem Ganzen der Natur eingefügt, und dieses Ganze bestimmte ihren Charakter. Sollte aber dem Landschaftlichen der aus griechischem Geiste erfundene Mensch sich harmonisch anschließen, so ergab sich dem genialen Blick zweierlei ganz von selbst: erstens die Wahl der strahlenden offenen Natur des Südens und zweitens die klare und bestimmte Hervorhebung der landschaftlichen Einzelheiten: der Berg, der Fels, der Baum, die Wolke, die Welle, ja die Blume, jegliches erhielt durch scharfe kontrastierende Abhebung in Form und Farbe von der Umgebung eindrucksvolle Sonderexistenz. Durch die Individualitäten, in welche die Landschaft aufgelöst wurde, ward diese der plastisch bedeutungsvollen menschlichen Erscheinung angenähert, durch die Individualisierung der Übergang vom Naturganzen zur vereinzelten menschlichen Gestalt erzielt. So wird dem Felsen, dem Baum fast gleicher räumlicher Wert wie dem Menschen verliehen, so erhält alles schlank Aufragende und sich deutlich vom Anderen Abgrenzende: die Zypresse, die Pappel, ihre besondere Aufgabe. So wird im Drange, den antiken Menschen sich einzuverleiben, ohne in Widerstreit mit dem Abgeschlossenen, Vollendeten seiner Erscheinung zu gelangen, die Landschaft bei Böcklin eminent plastisch. Das Licht, von dessen Fluten die Einzelgebilde der nordischen Stimmungslandschaft verschlungen worden waren, dient hier nur zur starken Hervorhebung des Gesonderten, wie zugleich die Farben in ihren Kontrasten diese Individualisierung verstärken. Das so in seine Bestandteile zerlegte Ganze uns dennoch

Empfohlene Zitierweise:
Henry Thode: Arnold Böcklin (Gedenkworte). Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1905, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arnold_B%C3%B6cklin.pdf/16&oldid=- (Version vom 31.7.2018)