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Des Meeres laue Welle
Jemals Zärtlichkeit an meinen Busen angeschmiegt,
Und was ich je für reinen Himmelsglanz
Und Seelenruhgenuß geschmeckt —
Das all all — — meine Pandora!

So liebt der Starke die Starke mit Sinnen- und Seelengewalt. Wenn er im Widerstreit üppig gesättigter Farben deren Wahlverwandtschaft entdeckte und sie zum Bunde einander zuführte, wenn er den Kampf zwischen dem auflösenden Licht und dem in sich gefestigten Körper suchte, um ihre Versöhnung in räumlicher Klarheit zu bewirken, wenn er Strenge, ja Herbheit der Form mit Anmut und Zartheit der Bewegung zum Einklang zwang, wenn er jauchzenden Übermut und träumerische Versunkenheit zusammentönen ließ, wenn er mit einem Worte gerade das Gegensätzliche in[1] höherer Einheit auflöste, so erscheint er uns wie ein stolzer Werber, welcher sich nur einer Geliebten hingibt, die seinem Freien mit der gleichen Kühnheit hohen Selbstbewußtseins und wogender Kraft begegnet. Angesichts der Vereinigung selbst erleben wir schauend noch das Ringen mit, das ihr vorangegangen — die Erregung zittert in uns nach. Wie kann es uns da wundernehmen, daß wir häufig, namentlich in den Werken aus der späteren Zeit des Meisters, von dem Gefühl beunruhigt werden, solche Verbindung sei auf die Dauer nicht denkbar, sie sei nur das Werk eines höchst gesteigerten Augenblickes!

Alle Kraft leidenschaftlichen sinnlichen Empfindens und seelischen Fühlens, wie das in ihr begründete Verhältnis Böcklins zur Natur, gewann Gestaltung nicht minder persönlicher

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: iu
Empfohlene Zitierweise:
Henry Thode: Arnold Böcklin (Gedenkworte). Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1905, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arnold_B%C3%B6cklin.pdf/12&oldid=- (Version vom 31.7.2018)