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wenn sein Blick die Natur trifft. Eine höchste Betätigung seines leidenschaftlichen Wesens schafft den Eindruck. Fast gewaltsam erscheint der Akt des Empfangens, als eine Bewältigung des Stärksten, was von der Erscheinung den Sinnen dargeboten werden kann — oder, richtiger gesagt, da das Empfangen ja eben eine Tätigkeit ist, als das Ausstrahlen einer unbändigen Energie in die Außenwelt.

Nun steht die Welt entflammt, von glühendem Lichte durchdrungen, nun leuchten alle Farben in heißem Drange auf, nun türmen sich in schroffer Starrheit die Felsen empor, nun ballen sich die Wolken zum vernichtenden Angriff, nun bäumt sich drohend die Welle, nun läuft ein Zittern durch die tausend Blätter des Baumes, nun zieht, süße Liebe weckend, der Frühlingswind über die blühenden Fluren, nun atmet die feuchte Erde Kühlung in heimlichen Schatten aus, nun grüßen die Sonnenstrahlen die fernen Höhen, nun senkt sich die Nacht in bangen Schauern — alles, selbst das Schweigen des Waldes, selbst die Regungslosigkeit ragender Zypressen, selbst die Meeresruhe wird zu einer Handlung der Natur, zu einem Vorgang, dessen Geheimnis in der leidenschaftlichen Seele dieses Dramatikers sich verbirgt. Mit jedem Worte ruft er uns zu: die Natur ist nur, weil ich sie fühle, und sie ist, wie ich sie fühle.

Unter dem weiten Himmel,
Auf der unendlichen Erde,
Alles, was mich je erquickt von Wonnegefühl,
Was in des Schattens Kühle
Mir Labsal ergossen,
Der Sonne Liebe jemals Frühlingswonne,

Empfohlene Zitierweise:
Henry Thode: Arnold Böcklin (Gedenkworte). Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1905, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arnold_B%C3%B6cklin.pdf/11&oldid=- (Version vom 31.7.2018)