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ihre Elemente zu neuen Bildungen vereinigen, ihre Erscheinungsformen steigern, dessen sicher, daß er dem Gehalt durch die Form «höchste Gewalt» zu verleihen vermag. Nur der von aller Konvention Losgelöste, welcher als Natur der Natur tiefinnig verbinden ist, wird mit solcher Freiheit begnadet — keine frevelhafte Willkür ist von ihm zu befürchten, die Heiligkeit der Lebensgesetze wohnt in seinem Busen. So, wie er, steht ein ursprüngliches Volk mitten innen in der Schöpfung, so wie er macht es dichtend und gestaltend seine Menschenrechte auf sie geltend. Und so entsteht bei ihm wie bei dem Volke die Mythenbildung. So erschließt er, der Unabhängige, aus den engen Schranken einer künstlichen Zivilisation und einer ängstlichen Kunstregel uns mit sich fortreißend, die Wunder eines herrlichen vollen Daseins. Mit ihm, der in solchem grenzenlosen Bereiche daheim ist, sollen wir, nicht die zage Sehnsucht, nicht das scheue Entzücken, nicht die sanfte Schwärmerei des Wanderers, welcher der Natur nur an einem Feiertage sich anvertraut, empfinden, nein, in frohlockender Sicherheit unseres eigenen Wesens die feurige Kraft unlöslicher Gemeinschaft mit Himmel und Erde, Wolken und Wasser in uns wirken fühlen.

Nur die seltenste Glut der Sinne und des Gefühles aber vermag uns in solcher Weise der Natur zu verbinden — dem Schwachen entzündet sich nicht der göttliche Funke zwischen Wesen und Erscheinung in den Sinnen, in denen inneres Sein und äußere Welt miteinander in Berührung treten. Wie eine Flamme aber lodert die Empfindung in dem Auge, das Gefühl in der Seele dieses Künstlers auf,

Empfohlene Zitierweise:
Henry Thode: Arnold Böcklin (Gedenkworte). Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1905, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arnold_B%C3%B6cklin.pdf/10&oldid=- (Version vom 31.7.2018)