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Das Portrait des Russischen Fürsten Trubetzkoj, in ganzer Lebensgrösse, wie er sich an ein Piedestal anlehnt und in einem schwarz seidenen Kleide da stehet. Den rechten Arm herabsenkend, in welchem er seinen Hut in der Hand hält. Ausser der sprechenden Aehnlichkeit, hat dieses Bild noch grosse mahlerische Vorzüge. Jedoch wünschte ich, dass der Künstler den rechten anstatt den linken Fuss zum Standbein gewählt, und hierdurch mehr Contrast in seine Figur gebracht hätte; nachdem der ganze Körper ohnehin sich auf das linke Bein gestemmt hat. Jedoch ist diese Stellung immer natürlich.

Desgleichen gefiel mir von ihm ein Mädchen von ohngefähr zwey Jahren als Psyche; welches eine Prinzessin von Coburg seyn soll. Ein schönes Kind, mit Anmuth eine Taube mit ihren beyden Händen an ihre Brust drückend, indem andere Tauben herum flattern. Ausser einem modernen Röckchen ist sie ganz unbekleidet, und steht auf einer blumenreichen Wiese in freyer Landschaft.

Von Tischbein, Director und Professor der Leipziger Schule.

Dieser hat, wegen andern wichtigen Geschäften, nicht Zeit gehabt, ein nach seiner erprobten Geschicklichkeit, vollkommenes Hauptstück zu liefern. Indessen ist ihm das sich hier befindliche Portrait sehr wohl gerathen, woraus man schon den grossen und praktischen Mahler erkennen kann.

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Unbekannt: Die Kunstausstellung in Dresden betreffend (1805). Waltherische Hofbuchhandlung, Dresden 1805, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Archiv_f%C3%BCr_K%C3%BCnstler_und_Kunstliebhaber_1805_101-121.pdf/7&oldid=- (Version vom 14.2.2021)