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Das abenteuer des anderen bruders hat dem verfasser die grössten schwierigkeiten bereitet, weil es sich mit der schlussepisode des Fortunatusmärchens vermischt hat.

Der zweite bruder, welcher das herz des vogels gegessen hat, erhält die fähigkeit gold hervorzubringen, und diese fähigkeit wird ihm betrügerischerweise von einem mädchen entwendet. Dies geschieht sehr allgemein so, dass der junge veranlasst wird das stück, das er vom zaubervogel gegessen hat, zu erbrechen. Dieser zug kann, wie auch der verfasser zugibt, sehr wohl ursprünglich sein. Es liegt auch kein widerspruch darin, dass der nachstellende im ersten teil des märchens nicht weiss, dass die mit dem vogel verbundene zauberkraft durch ein so unschuldiges mittel zu erlangen sei (doch bloss aus dem einen der brüder), sondern den tod der beiden brüder fordert, da auch das betrügerische mädchen gewöhnlich des rates eines alten zauberkundigen weibes bedarf. Ist aber das erbrechen ein zum märchen gehörenden zug, so muss auch das hervorbringen des goldes durch speien ursprünglich sein. Diese annahme wird durch die literarische variante des Siddhi-Kür bestätigt, in welcher eine tochter und eine mutter beide goldspeienden brüder betrunken machen, sie viel gold speien (< erbrechen) lassen und dann wegjagen. Das erscheinen des goldes unter dem kopf während des schlafes oder überhaupt im bette unter dem schlafenden braucht nicht notwendig ein gegensatz zum ausspeien des goldes zu sein, sondern könnte als eine folge desselben gedacht werden, welche die ausdrückliche erwähnung des ausspeiens entbehrlich gemacht hat. – Dass die entwenderin eine königstochter ist, wird auch von der syrischen und einer indischen (Ja 2) variante bezeugt; in diesen fällen kann sie kaum aus dem in Asien wenig bekannten Fortunatusmärchen eingedrungen sein. Von geringerer herkunft wird sie schwerlich sein, da sie der held doch nach ausgestandener strafe wohl geheiratet hat. – Die bestrafung der betrügerin durch die verwandlung in einen esel und die verschärfung der strafe durch misshandlung gehört sichtlich zum märchen. Dass die verwandlung durch salat oder überhaupt durch gras geschieht, ist nachweisbar. Die mit diesem abwechselnde frucht lässt sich unschwer als aus dem Fortunatusmärchen stammend erkennen, da dann gewöhnlich das wachsen der hörner die verwandlung in das pferd ersetzt und auch in dem fall, dass die letztere


Empfohlene Zitierweise:
Kaarle Krohn, Emil Nestor Setälä, Yrjö Wichmann (Hrsg.): Anzeiger der Finnisch-ugrischen Forschungen, Band 9. Red. der Zeitschrift; Otto Harrassowitz, Helsingfors; Leipzig 1909, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anzeiger_der_Finnisch-ugrischen_Forschungen_09_007.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)