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ihm den vogel zur mahlzeit zuzubereiten. Der vogel birgt nämlich eine wunderkraft derart, dass, wer den kopf ist, herrscher wird, und dass dem, der das herz verzehrt, während des schlafes gold im bette erscheint. Der zugerichtete vogel kommt durch zufall den beiden söhnen des verreisten hausherrn in die hände. Diese essen, ohne von der wunderbaren eigenschaft des vogels zu wissen, der eine den kopf und der andere das herz. Der liebhaber, welcher davon erfährt, weiss, dass ein braten, der aus den verzehrern des vogels zubereitet wird, dieselbe wirkung hat, und verlangt, dass die jungen geschlachtet werden, worein auch die mutter einwilligt. Die jungen entrinnen aber durch die flucht dem mordanschlag.

Dass der käufer der eier die frau des verkäufers verleitet und dass sie am mordversuche beteiligt ist, ist kaum in frage zu stellen. – Dass neben dem kopfe das herz des vogels als sitz der wunderkraft ursprünglich ist, hätte unzweifelhaft festgestellt werden können. Von den übrigen körperteilen könnte noch die leber in frage kommen; unter den 14 fällen erscheint er jedoch bloss in zweien (F 4, Ja 5) neben dem kopfe, in sechs neben dem herzen, welches dann gewöhnlich die rolle des kopfes übernommen hat, und in einem neben kopf und herz, welches eine besondere kraft besitzt und einen dritten bruder erfordert.

Das abenteuer des einen bruders besteht einfach darin, dass er in ein reich gelangt, wo nach dem ableben des alten herschers gerade ein neuer gewählt wird. Der verfasser hat gewiss recht, dass die erklärung, wie der junge als herrscher anerkannt wird, kein späteres beiwerk im märchen sei. Da er den kopf des vogels gegessen hat, muss man ein zeichen an seinem kopfe erwarten und dann wohl am konsequentesten durch einen vogel. Dass ein steigen gelassener vogel sich auf seinen kopf niedersetzt, ist auch der in dem weitesten gebiete (in Italien, Rumänien, Ungarn, Russland, Sibirien, Arabien und Nubien) verbreitete zug. Diesen entspricht im Siddhi-Kür das werfen einer teigfigur beim streuopfer: auf wessen haupt dieses baling trifft, der wird gewählt. Ferner ist die variante der zigeuner in der Bukovina (Jg), in welcher eine krone in der kirche auf den kopf fällt, hierher zu rechnen. Schliesslich ist zu beachten, dass das entzünden der kerze in den finnischen und russischen varianten nicht immer, wie natürlich, in der sie haltenden hand, sondern auch über dem kopfe in der kirche (Ap 4, 8) oder am tore (Ad 2, »heiligen t.» Ha 4) geschieht.


Empfohlene Zitierweise:
Kaarle Krohn, Emil Nestor Setälä, Yrjö Wichman (Hrsg.): Anzeiger der Finnisch-ugrischen Forschungen, Band 9. Red. der Zeitschrift; Otto Harrassowitz, Helsingfors; Leipzig 1909, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anzeiger_der_Finnisch-ugrischen_Forschungen_09_006.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)