Alhier öfnet sich der hinterste Theil des Schau-platzes / und stellet ein offenes Gemach vor / worinnen eine Taffel mit allerhand Instrumenten beleget / zusehen: Durch die Fenster aber zeiget sich dem Gesichte die lustige Landschaft Bœotia mit dem frischen Brunquell Aon / wie er bey volligem Morgen von den durchscheinenden Sonnen-Straalen gantz Silberfärbig fortfliesset.
SChöne Cephisische Felder und Auen /
Welche vom Helicon frühe betauen /
Welche von ferne begrüssen die Kluft /
Wo der Apollo die eigene Gruft
Ihm hat vorlängst erwehlt /
Uns Schwestern auch zu seinem Chor gezehlt:
Fruchtbare Wiesen / eröfnet euch heute /
Lasset die Flüsse der Heerde zur Beute /
Seid ihr schon unserer aller gewohnt /
Bleibet doch unter euch keine verschont /
Mit diesem Wiederhall /
Der sich vermengt der Freyen Künste Schall.
Herrscherin aller erleuchteten Sinnen /
Gäste der hohen Bœotischen Zinnen /
Welche die Straffe der Tugenden helt /
Lichter und Sterne der unteren Welt
Erkennt uns jederman /
Wer mit Vernunft jemals urtheilen kan.
Attische Schule / du Liebe der Jugend /
Wo wir im Schwange beschützen die Tugend /
Gönne nach Westen auch einigen Blick /
Zeige dem Welphischen Hause das Glück /
Das dir stets wiederfehrt /
Weil Phœbus selbst es heute so begehrt.
Anton Ulrich: Ballet Des Tages. Wolfenbüttel 1659, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anton_Ulrich_Ballet22.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)