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DIe Meinung / so der weise Griche Bias von dem Menschlichen Leben geführet / indem er nach Diogenis Laërtii Zeugniß pflegte zu sagen: Man solte die Zeit des Lebens also abmessen / als würde man lange und kurtz leben: Zielet mehrentheils dahin / wie man genaw darauff zusehen habe / daß keine Zeit und Tag verlohren / oder auch unnützlich hingebracht werde: Gestalt kein grösserer Verlust in einiger anderen Sache sonst geschehen kan / indem / vermöge des Senecæ bekräftigung / alle andere Dinge uns frembde sind / die Zeit aber nur allein unser eigen ist. Dieses beobachtete gar wol Plinius der Ältere / daher / als er einsmahls seinen Enckel müssig hin und wieder spatziren sahe / ihm zurieff: Poteras has horas non perdere.[WS 1] Hingegen Democritus einen hurtigen und arbeitsamen jungen Menschen anschauende / urtheilete von ihm: Er richtete dem Alter das beste Gerüchte zu. Zugeschweigen / was vorerwehnter Laërtius von dem Philosopho Cleanthe schreibet / daß er so sparsam mit der Zeit umbgangen / daß er auch blos mit Wasserschöpffen bey Nacht-Zeit seine Nahrung gesuchet / nur damit er den Tag zu den Verrichtungen des Gemüthes anwenden / und sich gelehrter machen könte. Wiewol nun solchem billich von aller vernünfftigen Welt beyzupflichten ist / so gar / daß auch der Nachlässigkeit / wann sie überhand nimmet / unvermeidlicher Schade zu besorgen: Dennoch hat es nicht die Meinung / als ob alle Ruhe und Erquickung

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Du könntest diese Stunden nicht verlieren.
Empfohlene Zitierweise:
Anton Ulrich: Ballet Des Tages. Wolfenbüttel 1659, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anton_Ulrich_Ballet06.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)