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des Kindes, die sinnige, kunstvolle Erleuchtung, die auf der linken Tafel theils von diesem, theils von einem halbbedeckten Lichte in der Hand des Josephs, ausgeht, der Fleiß in der ganzen Behandlung, beurkunden den großen Meister. Die gewöhnliche Angabe nennt Holbein, und das Urtheil der Kenner bestätigt sie. Die Geber dieses Gemäldes, Gotthard von Hövelen und seine Gemahlin, ließen sich darauf abbilden, wie sie, in der Tracht ihrer Zeit, knieend ihre Anbetung und reiche Geschenke darbringen. Das Ganze ist unter reichen, architektonischen Verzierungen geordnet, zwischen welchen sich Ansichten von Jerusalem zeigen. Der rechte Flügel enthält die Flucht nach Aegypten und die Außenseite Adam und Eva[1]. – Als Gegenstück hängt auf der andern Seite, neben der Beichtkapelle, eine ähnliche Altartafel mit vier Thüren, ein Werk von Albrecht Altdorfer, ausgezeichnet durch die Lebhaftigkeit der Farben. Das Mittelbild enthält auf Goldgrund eine Anbetung der Dreieinigkeit.


  1. Fiorillo, in der Geschichte der zeichnenden Künste in Deutschland, Bd. 2. S. 129 f. in Folge des Aufsatzes von Rumohr in Schlegels Museum, Bd. 4., erwähnt dieses Bildes mit Ruhm. Und von Heineken, in den Nachrichten von Künstlern und Kunstsachen, Bd. 2. S. 74, achtet es eines Tizians und Leonardo da Vinci würdig. Andre halten es für ein Werk Dürers, wegen der architektonischen Verzierungen und des Eckigten in dem Faltenwurf einiger Gewänder, aber wohl mit Unrecht. Nur Schade, daß es früherhin nicht rein genug gehalten wurde und neuere Ausbesserungen von ungeschickter Hand Manches verdorben haben.
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Heinrich Christian Zietz: Marienkirche. Friedrich Wilmans, Frankfurt am Main 1822, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ansichten_L%C3%BCbeck_Marienkirche.pdf/9&oldid=- (Version vom 31.7.2018)