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geeigneten Umständen) zur Stärke des Tones beitragen. Ohm sagt: Nur ein Glied bildet eigentlich den Hauptton, aber unser Ohr täuscht sich, indem es seine Beitöne mit zu ihm herüberzieht, und ihn selbst dadurch für stärker hält. Allein ich entgegne: Wodurch kann über die Frage, was zu einem Tone gehöre, entschieden werden, als eben durch das Ohr? Auf jede andere Weise erkennen wir nur Bewegung; das Ohr allein empfindet diese Bewegung als Ton, und was dasselbe stets zum Tone zieht, das gehört auch wirklich zu demselben, so wie das nicht Ton ist, was nicht als solcher empfunden wird. – Und was folgt aus dem von Ohm angeführten Versuche eines Freundes Anderes, als eine Bestätigung der von mir behaupteten Thatsache, daß der Hauptton durch die höheren Glieder der Reihe verstärkt werden kann, während dann natürlich der höhere Ton, den diese Glieder vorher erkennen ließen, eine entsprechende Schwächung erleiden muß[1]. Dieser Versuch kann daher eben so gut für meine Auffassung, als für Ohm’s Vermuthung geltend gemacht werden. Mit der Wirkung der Mixtur verhält es sich ganz eben so, und die Frage, wie es komme, daß wir an unseren Instrumenten die Beitöne so wenig bemerken, habe ich mir längst zu Gunsten meiner Ansicht beantwortet. An einer schwingenden Saite ist im Allgemeinen Nichts bestimmt, als jene Hauptperiode, welcher sich alle Glieder der Reihe anschließen, und die einfachste Form, welche Taylor vorraussetzte, kommt gewiß, streng genommen, nie, und in der Regel kaum angenähert vor; will man sich davon durch den Augenschein überzeugen,

  1. Der Erfolg dieses Versuchs scheint übrigens, wie zu erwarten war, nicht unter allen Umständen gleich zu seyn; ich habe bei einigen Versuchen mit Saiten und Orgelpfeifen weder jene Verstärkung des tieferen, noch eine Schwächung des höheren Tones mit einiger Deutlichkeit bemerken können, indem ich immer beide Töne noch zu kenntlich unterschied.
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Verschiedene: Annalen der Physik und Chemie, Band LXIII. Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1844, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Annalen_der_Physik_und_Chemie_Bd_63_1844.pdf/372&oldid=- (Version vom 31.7.2018)