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Markstrahlen, das heißt der horizontal und zugleich radial gelagerten Zellen des Holzkörpers; der weißliche Ring ist der Querschnitt der Markscheide, das heißt der mit Amylum gefüllten, mehr oder weniger in der Längsaxe verlängerten Zellen, welche das abgestorbene Mark der Internodien zunächst umgeben, und in den Knoten unmittelbar in die polygonalen, ebenfalls mit Amylum gefüllten Markzellen derselben übergehen. Diejenigen Markstrahlen, welche das Mark erreichen, theilen den Holzkörper in eben so viele Fächer, welche ihrerseits wieder durch die Markstrahlen der späteren Jahresringe in Unterabtheilungen getheilt werden. In den Markstrahlen finden sich niemals Spiralröhren, sondern diese liegen sämmtlich mit den vertical gelagerten Zellen in den so eben beschriebenen Fächern, und in diesen oft so dicht neben einander, daß sie nur durch ein einfaches Gitterwerk, von queren, etwas schräg verlaufenden Spiralfasern getrennt werden, die unter sich durch eine so dünne Membran verbunden sind, daß es in den älteren Theilen des Holzes oft schwer ist, sich von ihrer Existenz zu überzeugen. Fragen wir uns nun, welche Aufklärung uns diese Anordnung der Spiralröhren über die mehr oder weniger vollkommene Ausgleichung des hydrostatischen Druckes in zwei auf verschiedene Aeste ein und desselben Stockes aufgesetzten Röhren liefert, so ist es klar, daß dieselbe um so leichter von Statten gehen muß, je näher die Spiralröhren beider Aeste, oder wenn man will ihre mehr oder weniger directen Fortsetzungen[1]

  1. Die sich neu bildenden Spiralröhren verbinden sich bekanntlich niemals mit schon vorhandenen, sondern die Gefäße jedes Jahresringes verlaufen vollkommen isolirt von denen des vorhergehenden und denen des zunächst darauf folgenden, ja die longitudinale Verbindung zwischen den Spiralröhren eines und desselben Jahresringes ist keineswegs im Einzelnen immer vollkommen. Von der Meinung der älteren Phytotomen, daß jede Spiralröhre einzeln für sich den ganzen Stock von einer oberen Extrimität bis zu einer unteren durchsetze, ist man ziemlich allgemein zurückgekommen, und diese Ansicht [200] wird schon durch das Mißverhältniß in der Zahl der Spiralröhren eines und desselben Jahresringes in Stamm, Aesten und Blättern widerlegt. Man kann sich übrigens durch die mikroskopische Untersuchung leicht überzeugen, daß es in den Knoten unter den die Röhren constituirenden Zellen häufig an irgend einer Stelle nicht zur vollkommenen Verwachsung mit Schwinden der Querscheidewand kommt, indem dieselben nicht genau senkrecht über einanderliegen. Die Hindernisse, welche auf diesem Wege dem hydrostatischen Drucke entgegengesetzt werden, müssen indessen nicht sehr bedeutend seyn, da derselbe, wie mir meine Versuche gezeigt haben, sich bisweilen durch eine große Menge von Knoten hiedurch sehr rasch und vollkommen ausgleicht. Für die Leichtigkeit der Bewegung des Saftes parallel der Axe spricht, außer vielen Experimenten über Tränkung der Hölzer und Durchgang der Flüssigkeiten durch die Spiralröhren, ein bekannter Versuch von Dutrochet. Wenn man nämlich zur Zeit des Blutens einen, mehrere Internodien langen Stab von einem Weinstocke abschneidet und ihn beugt, so sieht man sogleich den Saft aus beiden Schnittflächen an der der Concavität entsprechenden Seite aus den Spiralröhren hervorquellen. Wahrscheinlich werden die Folgen der Discontinuität einzelner Spiralröhren durch die zunächst benachbarten ausgeglichen, indem bei der sehr großen Länge, in der diese Röhren neben einander verlaufen, ein geringer Druck hinreichend ist, um eine in Bezug auf ihren Querschnitt sehr bedeutende Saftmenge aus einer Röhre in die andere zu pressen. Andere Spiralröhren gehen in der That ohne Unterbrechung durch die Knoten hindurch, da man Haare durch sie von Zweig zu Nebenzweig führen kann. (Vergleiche Gaudichaud: Note relativement à quelques points de la dernière communication de M. le Docteur Boucherie sur la vascularité des végétaux. Comtes rendus, 22 Febr. 1841.[WS 1])

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Gaudichaud: Note relativement à quelques points de la dernière communication de M. le docteur Boucherie, sur la vasularité des végétaux. In: Compte rendu des séances de l’Académie des sciences. Bd. 12 (1841), S. 369 Gallica
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Verschiedene: Annalen der Physik und Chemie, Band LXIII. Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1844, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Annalen_der_Physik_und_Chemie_Bd_63_1844.pdf/210&oldid=- (Version vom 31.7.2018)