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angeregt wird, von da aus ihre Wellen eben auch nach allen Richtungen hin treibt, also nicht nur in der Richtung der Länge, sondern auch in der der Breite und in den Diagonalen zwischen der Länge und Breite, nur mit dem Unterschiede, daß hier die Wellen von dem Umfange des Behältnisses zurückgeworfen werden, und auf diese Art eine Wechselwirkung, eine gegenseitige (reciproke) Bewegung der Wellen unterhalten wird, so lange die Anregung dauert.

Dadurch erklärt es sich, warum die verschiedene Breite der tönenden Luftsäulen so vielen Einfluß auf die Tonhöhe ausübt. Das ist auch einer der Gründe, warum die Flaschenform so sehr tonvertiefend wirkt. Und darum endlich nehmen bei Pfeifen mit häutigen Wänden letztere so willig und leicht Antheil an der Tonschwingung.

Hiernach und zufolge obiger Tabelle über die durch allmäligen Wasserzusatz steigende Stimmung der Luft in Flaschen könnte man glauben, das Volum oder vielmehr die (Gewichts-) Menge der Luft sey es, was hier den Ausschlag gebe. Insbesondere spricht dafür obiger Umstand, daß eine Flasche bei gleicher Wassermenge einerlei Ton giebt, die Flasche mag stehen oder liegen, das Wasser also den Boden oder eine Seite einnehmen, und die Luftsäule folglich in der Länge oder Breite dadurch vermindert werden. Gleichwohl zeigt die zweite und die vierte jener Untersuchungen, daß Labialpfeifen und Flaschen, über ein Drittel ihrer Breite mit festen und zwar möglichst wenig elastischen Körpern erfüllt, wodurch doch eben so viel Luft entweichen muß, den noch nicht die mindeste Aenderung des Tones in seiner Höhe, sondern nur Schwächung desselben erleiden.

Man sieht also, daß nicht sowohl die Menge der Luft es ist, worauf es hier ankommt, als vielmehr die von den Wellen zu bestreitende Weglänge. Man sieht auch zugleich, daß dieß Beides, die Menge der Luft und die von ihren Wellen zurückzulegende Weglänge, nicht immer in so gleichem Verhältnisse zu einander stehen, als es wohl scheinen möchte. Durch die Einbringung jener festen Körper wird zwar ein Theil Luft aus dem Behältnisse verdrängt, und also die Luftmenge darin um so viel verringert. Das hindert jedoch die Wellen nicht, ihren Weg zwischen jenen festen Körpern hindurch

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Verschiedene: Annalen der Physik und Chemie, Band LX.Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth, 1843, Seite 487. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Annalen_der_Physik_1843_501.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)