Seite:Annalen der Physik 1843 443.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

in seinem Innern anzunehmen, welches bewirkt, daß das täglich einsickernde Wasser sofort gefriert, wenn es in die unter 0° stehenden Theile des Gletschers gelangt. Es ist das auch die Vorstellungsweise, welcher gegenwärtig Agassiz zugethan scheint. Es scheint mir, daß wenn solche angebliche kalte Massen im Innern des Gletschers wirklich existirten, das Einfiltriren des von oben hindurchsickernden Wassers nur an den äußeren Umgebungen der erkalteten Masse stattfinden könnte. Durch das erfolgende Gefrieren des eindringenden Wassers an allen Stellen, wo das Eis unter 0° zu stehen anfängt, würde der fernere Zutritt in die feineren Zwischenräume des erkalteten Eises verstopft. Erst wenn die Erkaltung dieser fest gefrornen äußeren Hülle des kälteren Gletschertheils durch allmälige Wärmemittheilung aus den Umgebungen abgenommen hätte, wäre ein ferneres Vordringen des einsickernden Wassers gegen das Innere des kalten Gletschertheiles möglich. Die Art und Weise, wie nach dem Winter, wo allerdings eine solche Erkaltung der äußeren Kruste des Gletschers stattgefunden hat, das Wasser an der Oberfläche der Gletscher in vielen Spalten und Vertiefungen längere Zeit angesammelt bleibt, bis es den Zutritt in das zerklüftete Innere des Gletschereises findet, scheint mir einen directen Beweis für diese Ansicht darzubieten. Das fortwährende Gefrieren des täglich eindringenden Wassers und die mit demselben in Verbindung stehende Ausdehnung des Eises könnte folglich, unter solchen Voraussetzungen, bloß an der äußeren Hülle des unter 0° erkalteten Theiles der Gletschermasse stattfinden, und so unregelmäßig auch die Gestaltung dieser Hülle seyn möchte, so wäre eine Ausdehnung, die bloß an derselben erfolgt, offenbar unzureichend, um die Thatsache des täglichen Vorrückens der ganzen mächtigen Eismasse des Gletschers zu erklären.

Doch wir wollen von diesem Einwurfe einstweilen

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Annalen der Physik und Chemie, Band LX.Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth, 1843, Seite 443. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Annalen_der_Physik_1843_443.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)