Seite:Annalen der Physik 1843 303.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Bei diesen Versuchen zeigte sich noch eine andere Erscheinung, die vielleicht Licht auf die Art und Weise des Eindringens des Bleiglanzes in die Gangspalten wirft. Die Wasserdämpfe führten nämlich eine nicht unbedeutende Menge davon bis zu einer Entfernung von mehreren Fuß fort. Der Bleiglanz wurde in Stücken angewandt, und das was von ihm unzersetzt durch die Wasserdämpfe fortgeführt wurde, bildete einen ganz feinen Staub. Diese Erscheinung ist nicht neu; denn man weiß, welche beträchtliche Quantitäten Bleiglanz beim Schmelzprocesse in Schachtöfen fortgeführt werden, weshalb auch in neuerer Zeit die Gichtgase in Bleikammern geleitet werden.

Verknüpft man damit die bekannte Erscheinung, daß mehrere Substanzen durch die Wasserdämpfe in Temperaturen verflüchtigt werden, welche weit unter ihrem Siedpunkte liegen, ja daß sogar Stoffe, welche in keiner uns bekannten Temperatur sich verflüchtigen, durch sie fortgeführt werden, so wird man von selbst auf die wichtige Bedeutung geführt, welche die Wasserdämpfe auf die Ausfüllung der Gänge von unten herauf gehabt haben mögen. Ich erwähne hier nur die Verflüchtigung des Quecksilbers durch Wasserdämpfe, die Verflüchtigung des Salzes beim Sieden der Soole, und, als einen der merkwürdigsten Fälle, die Verflüchtigung der Kieselerde in einem Fayence-Ofen durch Wasserdämpfe.

Mit größer Leichtigkeit geht in ganz kurzer Zeit die Zersetzung des künstlichen Schwefelsilbers (das natürliche habe ich noch nicht versucht) durch Wasserdämpfe von Statten. Besonders interessant ist es in geologischer Beziehung, daß diese Zersetzung bei geringer Hitze, wobei das Schwefelsilber noch lange nicht zum Schmelzen kommt, viel leichter bewirkt wird, als in der Schmelzhitze. Bei einer Temperatur, die unter der Schmelzhitze des Zinks liegt, wurden auffallende Zersetzungen bewirkt. Das reducirte Silber erschien in denselben, baummoos- und drahtförmigen Gestalten, wie das gediegene Silber.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Annalen der Physik und Chemie, Band LX.Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth, 1843, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Annalen_der_Physik_1843_303.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)