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Costard. Doch möcht ich nicht mit euch studiren, denn ihr seyd leicht belohnt.

Arm. Führt ihn fort, geschlossen.

Mot. Fort, du verbrecherischer Sklave.

Costard. Herr, ich bitte euch, ich bin fest genug, wenn ich loß bin.

Mot. Loß und fest zugleich? Ins Gefängniß.

Costard. Nun denn, wenn ich euch jemals wieder erblicke, ihr frölichen Tage der Verzweiflung, so soll mancher gewahr werden –

Mot. Was?

Costard. Nichts, Herr – was er sieht. Gefangene sind nicht verbunden, in ihren Reden ein Stillschweigen zu beobachten, derowegen will ich nichts reden. Ich danke Gott, ich habe meine Galle wie andere Leute auch, ich verliere endlich die Geduld und deswegen so will ich geruhig seyn. (Mot führt ihn ab)

Armado. (auf und ab spatzierend) Ich fühle etwas, eine hinreissende Sympathie – – zu dem Fußboden – (das ist niedrig) wo ihre Schuh – (das ist noch niedriger) von ihrem zarten Fuß bewegt (das ist das allerniedrigste) getreten haben. Ich thue einen Meineyd, ich bin falsch – nun wie kann eine Liebe wahr seyn, wenn sie falsch ist? Liebe ist ein guter Geist, Liebe ist der böse Feind, es giebt keinen bösern Geist als die Liebe, und

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Jakob Michael Reinhold Lenz: Anmerkungen übers Theater. Weygandsche Buchhandlung, Leipzig 1774, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anmerkungen_%C3%BCbers_Theater.pdf/77&oldid=- (Version vom 31.7.2018)