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mir nicht erlauben, so weit mich über meinen Gegenstand auszubreiten, so tief hineinzudringen, als ich gern wollte. Ich zimmere in meiner Einbildung ein ungeheures Theater, auf dem die berühmtesten Schauspieler alter und neuer Zeiten nun vor unserm Auge vorbeyziehen sollen. Da werden Sie also sehen die grossen Meisterstücke Griechenlands von eben so grossen Meistern in der Aktion vorgestellt, wenn wir dem Aulus Gellius glauben wollen und andern. Sie werden, wenn Sie belieben, im zweyten Departement gewahr werden die Trauerspiele des Ovids und Seneka, die Lustspiele des Plautus und Terenz und den grossen Komödianten Roscius, dessen der berühmte Herr Cicero selbst mit vieler Achtung erwähnt. Werden sehen die drey Schauspieler, die sich in eine Rolle theilen, die Larven, die uns Herr du Bos so ausführlich beschreibt, den ganzen furchtbaren Apparatus, und dennoch den alten Römern müssen Gerechtigkeit wiederfahren lassen, daß die wesentliche Einrichtung ihrer Bühne und ihr Parterre, das wills Gott aus nichts weniger als der Nation bestand, diese scheinbaren Ausschweifungen von der Natur nothwendig machten. Daß aber die Alten ihre Stücke mehr abgesungen als recitirt, scheint mir aus dem du Bos sehr wahrscheinlich,

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Jakob Michael Reinhold Lenz: Anmerkungen übers Theater. Weygandsche Buchhandlung, Leipzig 1774, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anmerkungen_%C3%BCbers_Theater.pdf/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)