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finden würde. So muß man die Geschichte verschönern. Das Fenster – wie gemein! aber Pompejus Statue – warum sie ihm nicht lieber in Mund gesteckt, wie die alten Mahler ihre Zettel?

Nun kommen die Zusammenverschwornen zu ihm. Cimber setzt die Epische Trompete an den Mund, wer Lust hat, mag seine Deklamation mit der Erzehlung des Casca im S. vergleichen. Nun was thut Cassius drauf? er predigt, und Brutus macht eine feine kritischphilosophische Glosse zum Lebenslauf des alten Cato aus Utika. Sa mort fut inutile – est c’est la seule faute ou tomba ce grand homme.[WS 1] Nun geht das predigen auf zwey Seiten fort, jeder sagt mit andern Worten, was der andere vor ihm gesagt, auf einmal ereifert sich Brutus jähling, weil der Akt bald zu Ende geht: Jurez donc, sagt er, avec moi, jurez, sagt er, sur cette epée, par le saug de Caton (obschon er einen Bock damals gemacht) par celui de Pompée,[WS 2] und Cassius schwört mit ihm und Brutus tritt zur Statue des Pompejus und schwört wieder und – haben Sie genug, meine Herren? – allons preparons nous, c’est trop nous arreter.[WS 3]

Was kann ich davor? – – Soll ich Ihnen noch die Leichenreden gegeneinander

halten? – Ich denke, ich habe schon zu

Anmerkungen (Wikisource)

  1. „Sein Tod war sinnlos (nutzlos) – und das ist der einzige Fehler, den dieser große Mann beging.“
  2. „Schwört also … mit mir, schwört … auf dieses Schwert, beim Blute Catos … bei dem des Pompejus.“
  3. „vorwärts, sammeln wir uns, wir haben uns schon zu lange aufgehalten.“
Empfohlene Zitierweise:
Jakob Michael Reinhold Lenz: Anmerkungen übers Theater. Weygandsche Buchhandlung, Leipzig 1774, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anmerkungen_%C3%BCbers_Theater.pdf/48&oldid=- (Version vom 31.7.2018)