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Wissenschaften, ohne Unterschied, in gewissem Grade gemein seyn sollte. Die Poesie scheint sich dadurch von allen Künsten und Wissenschaften zu unterscheiden, daß sie diese beyden Quellen vereinigt, alles scharf durchdacht, durchforscht, durchschaut – und dann in getreuer Nachahmung zum andernmal wieder hervorgebracht. Dieses giebt die Poesie der Sachen, jene des Styls. Oder umgekehrt, wie ihr wollt. Der schöne Geist kann das Ding ganz kennen, aber er kann es nicht wieder so getreu von sich geben, alle Striche seines Witzes könnens nicht. Darum bleibt er immer nur schöner Geist, und in den Marmorhänden Longin, Home (wer will, schreibe seinen Namen hin) wird seine Schaale nie zum Dichter hinunter sinken. Doch dies sind so Gedanken neben dem Todtenkopf auf der Toilette des Denkers – laßt uns zu unserm Theater umkehren!

Und die Natur des Schauspiels zu entwickeln suchen, aus dieser Untersuchung einige Corollarien ableiten, mit guten Gründen verschanzen, und im dritten Abschnitt wider die Angriffe unsrer Gegner, das heißt, des ganzen feinern Publikums vertheidigen, ob wir sie vielleicht dahin vermöchten, die Belagerung in eine Bloquade zu verwandeln, weil alsdenn –

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Jakob Michael Reinhold Lenz: Anmerkungen übers Theater. Weygandsche Buchhandlung, Leipzig 1774, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anmerkungen_%C3%BCbers_Theater.pdf/18&oldid=- (Version vom 31.7.2018)