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Cath. Wie nun? ist eure Maske ohne Zunge?

Long. Ich weiß die Ursach, warum ihr fragt.

Cath. Warum? ich bitte euch.

Long. Ihr habt zwey Zungen unter eurer, und könntet mich mit einer versorgen.

Cath. Een Kalf, fragt der Niederländer, heißt das nicht ein Kalb?

Long. Ein Kalb, schöne Lädy!

Cath. Ein Lord, wenn ihr wollt.

Long. Laßt uns das Wort theilen.

Cath. Nehmts ganz für euch und zieht es groß, es könnte ein Ochs daraus werden.

Long. Hütet euch, daß euer scharfer Witz euch nicht selbst verwunde. Wollt ihr dem Kalb Hörner geben, keusche Lädy! das werdt ihr nimmermehr thun.

Cath. Brüllt dann leise, sonst hört euch der Metzger.

Boyet. Die Zunge spottender Mädchen ist schärfer als die unsichtbare Ecke eines Scheermessers; sie haut Haare ab die das Auge selbst nicht würde entdeckt haben. Ihre Gedanken sind beflügelter als Pfeile, Wind und alles, was geschwind ist.

Ros. Kein Wort weiter, meine Mädchens, brecht ab! sie sind geschlagen.

Biron. Beym Himmel, wir ziehen den kürzern.

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Jakob Michael Reinhold Lenz: Anmerkungen übers Theater. Weygandsche Buchhandlung, Leipzig 1774, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anmerkungen_%C3%BCbers_Theater.pdf/136&oldid=- (Version vom 31.7.2018)