Seite:Anfangsgründe der Mathematik II 489.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Anfangs-Gründe
der
Geographie.


Die 1. Erklärung.
1.

Die Geographie ist eine Wissenschaft von der Figur und Grösse der Erde und daher rührenden Eigenschaften.

Der 1. Lehrsatz.

2. Die Erde ist beynahe kugelrund.

Beweis.

Der Mond wird durch den Schatten der Erde verfinstert (§. 155. Astron.). Der Erdschatten siehet wie ein Circul aus, der Mond mag in denselben hineinkommen, wo er will, gegen Osten, Westen oder Süden, weit von oder nahe bey der Erde (§. 154. Astron). Also ist der Durchschnitt desselben ein Circul, und folgends die Erde beynahe kugelrund, (§. 44. 45. Optic.). W. Z. E.

Die 1. Anmerkung.

3. Ich sage, die Erde sey beynahe kugelrund. Denn wir treffen hin und wieder hohe Berge an, welche die kugelrunde Figur zu hindern scheinen. Doch weil sie nicht hindern können, daß der Erdschatten sich wie ein Circul präsentiret, muß ihre Höhe gegen den Diameter der Erde keine merkliche Verhältniß haben. Ueber dieses haben die neuern Mathematici erwiesen, daß die Erde gegen die Pole niedrig gedrücket, und mitten zwischen denselben etwas erhabener sey.

Der 1. Zusatz.

4. Daher ist es nicht Wunder, daß man die Erde zur See schon etlichemal umschiffet hat.

Empfohlene Zitierweise:
Christian Wolff: Auszug aus den Anfangs-Gründen aller Mathematischen Wissenschaften. Rengerische Buchhandlung, Halle 1772, Seite 489. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anfangsgr%C3%BCnde_der_Mathematik_II_489.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)