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darinnen die Dünste aufsteigen, und durch Regen oder Thau wieder herunter fallen.

Beweis.

Wenn das Sonnenlicht durch eine gänzliche Verfinsterung uns entzogen wird, kan man um den Mond einen breiten hellen Glanz sehen, der mit seiner Peripherie ganz parallel ist (§. 151.). Derowegen muß um den Mond eine flüßige Materie seyn, die sich nach seiner Figur accommodiret, und die Strahlen der Sonne, so hineinfallen, brechen und zurückewerfen kan. Diese Materie muß unten dichter und oben dünner seyn; weil der Glanz an dem Rande des Mondes stärker ist als gegen ihr Ende, ja immer nach und nach abnimmt (§. cit.). Dergleichen flüßige Materie, die unsere Erde umgiebet, ist die Luft (§. 20. Aërometr. & §. 129. Astron.). Derowegen ist auch um den Mond herum Luft. Und da wir befinden, daß unsere Luft unten dicker, oben dünner ist, wegen ihrer Schwere und ausdehnenden Kraft (§. 15. 20. Aërom.); so schliessen wir auch billig, daß die Mondluft schwer sey, und eine ausdehnende Kraft habe. Welches das erste war.

Es ist aber die Mondluft nicht immer gleich durchsichtig (§. 167. 168.), verursachet ein Zittern im Lichte der Sonne (§. 151.) und verwandelt zuweilen die runde Figur der Sterne in eine Oval-Figur (§. 169.). Da nun dieses alles in unserer Luft geschiehet, wenn viele Dünste in ihr anzutreffen (§. 151.); so ist kein Zweifel, daß nicht auch die

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Christian Wolff: Auszug aus den Anfangs-Gründen aller Mathematischen Wissenschaften. Rengerische Buchhandlung, Halle 1772, Seite 432. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anfangsgr%C3%BCnde_der_Mathematik_II_432.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)