Seite:Anfangsgründe der Mathematik II 422.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ward, sahe man einen Ring um den Mond, der mit seinem Rande parallel war, nahe an dem Monde dichte aussahe, aber immer dünner wurde, bis er sich in einer völligen Peripherie unvermerkt verlohr. Der Herr von Tschirnhausen in Dreßden hat durch ein sechzehenschuhiges Fernglas wahrgenommen, daß kurz vor dem Anfange der Finsterniß das Sonnenlicht an dem Orte zu zittern angefangen, wo der Mond eingerücket. Eben dergleichen hat er in dem letzten Zolle des Sonnenlichtes angemerket, als er verfinstert war: und ich habe es zu anderer Zeit in dem Rande der Sonne durch ein achtschuhiges Fernglas observiret, da sie aus den Wolken an dem Horizont hervorbrach, und nach langem Regen die Luft voller Dünste war; welches aber verschwand, als die Sonne höher stieg, und die Dünste in der Luft zertheilete. Dergleichen Ring hat man auch in England A. 1711. in einer grossen Sonnenfinsterniß observiret.

Die 6. Erfahrung.

152. Wenn der Mond nach dem Untergange der Sonne nahe bey dem Horizont gesehen wird, so ist nur ein kleiner Theil erleuchtet. Je weiter er von der Sonne wegrücket, je ein grösserer Theil wird lichte. Wenner 180 Grad, oder den halben Himmel, von der Sonne weg ist, und ihr in Ansehung unserer Erde gegenüber stehet; so

Empfohlene Zitierweise:
Christian Wolff: Auszug aus den Anfangs-Gründen aller Mathematischen Wissenschaften. Rengerische Buchhandlung, Halle 1772, Seite 422. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anfangsgr%C3%BCnde_der_Mathematik_II_422.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)