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Die 29. Erklärung.

114. Der Tagesanbruch (Crepusculum matutinum) wird genennet das Licht, welches vor der Sonnen Aufgang es anfänget helle zu machen. Die Abenddemmerung (Crepusculum vespertinum) ist das Licht, welches nach dem Untergange der Sonne es über unserm Horizont noch helle machet.

Der 1. Zusatz.

115. Weil das Licht durch gerade Linien fortgehet (§. 4. Optic.); so können keine Sonnenstrahlen auf unsern Erdboden von der Sonne fallen, so lange sie unter dem Horizont ist. Doch können sie unsere Luft erreichen, die über der Erde erhaben ist. Derowegen muß die Luft die Sonnenstrahlen auf unsern Erdboden bringen, die sonst vorbey streichen würden, theils indem die von ihr gebrochen (§. 14. Optic.), theils indem sie von den Luftstäubchen zurücke geworfen werden (§. 10. Optic.).

Der 2. Zusatz.

116. Da man erfahren, daß die Sonne höchstens 18 bis 19, nach dem Cassini nur 15° unter dem Horizont seyn muß, wenn die Abenddemmerung aufhören soll, so folget, daß wenn der Unterscheid zwischen der Höhe des Aequatoris und der nordlichen Declination der Sonne nicht über 17° bis 18° ist, der Tag die ganze Nacht durchschimmern muß. Es ist noch eine andere Ursach des Tages und der Abenddemmerung, nemlich der Glanz, der um die Sonne in ihrer Luft erreget wird, gleichwie wir in unserer Luft um jedes Licht

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Christian Wolff: Auszug aus den Anfangs-Gründen aller Mathematischen Wissenschaften. Rengerische Buchhandlung, Halle 1772, Seite 407. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anfangsgr%C3%BCnde_der_Mathematik_II_407.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)