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entweder würklich beweget, oder bewegen würde, wenn nichts seine Bewegung hinderte (§. 23.). Fället nun diese innerhalb den Grund des Körpers, darauf er ruhet; so kan der Körper sich nach dieser Linie nicht bewegen. Daher muß er stille liegen oder stehen. Welches das erste war.

Hingegen wenn die Directionslinie ausserhalb den Grund des Körpers fället; so hindert nichts, daß er sich nicht nach derselben bewegen könte. Und dannenhero muß er fallen. Welches das andere war.

Zusatz.

39. Je breiter der Grund ist, darauf der Körper ruhet, je mit grösserer Mühe kan er umgeworfen werden: denn die Directionslinie muß durch einen grossen Raum bewegt werden, ehe sie ausserhalb den Grund verrücket wird.

Lehrsatz.

40. Die gerade Linie MP, welche den Circul in C berühret, machet mit dem Radio CL einen rechten Winkel in dem Berührungs-Puncte C.[Fig.9]

Beweis.

Wenn die Linie CL auf MP nicht perpendicular stehet; so kan man aus L eine andere Perpendicularlinie auf MP ziehen (§. 69. Geom.). Es sey dieselbe LP. Weil nun P ein rechter Winkel ist; so muß LC grösser als LP seyn (§. 144. Geom.). Es ist aber LC = LN (§. 27. Geom.). Folgends ist LN grösser als LP. Da nun dieses ungereimt ist; so muß bey C ein rechter Winkel seyn. W. Z. E.

Empfohlene Zitierweise:
Christian Wolff: Auszug aus den Anfangs-Gründen aller Mathematischen Wissenschaften. Halle: Rengerische Buchhandlung, 1772, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anfangsgr%C3%BCnde_der_Mathematik_II_202.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)