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Predigerstelle in der Charite’ antrat, büßten einige sechzig Wollüstlinge die Schuld ihrer bösen Lust, fast eben so viel Jünglinge und Männer, als Mädchen und Weiber.“

„Ich ging zuerst zu dem Frauenzimmer. Scheußlich und grauenvoll war hier der Anblick. Junge Mädchen, auf deren Gesichte nur noch unkenntliche Spuren ehemaliger Munterkeit durchschimmerten, aufgeschwollene Gesichter von unnatürlicher Röthe, aus welchen die erstorbenen Augen einen matten Schein von sich warfen, bleiche Lippen, welke herabhängende Brüste mit Warzen und Ausschlag bewachsen, Eiter im Munde und ein – den ganzen Körper des gesunden Besuchers mit kaltem Schauder und Entsetzen erfüllender Geruch, eine unverständliche häßliche Sprache und ein Schnarren, das die Nerven durchdringt – das alles strömte mir auf einmal entgegen.“

„Ich ging in ein ander Zimmer, und hier boten sich mir noch schreckenvollere Auftritte dar. Ich fand nicht bloß ehelose Mädchen und Witwen, sondern auch Ehefrauen, die ihren Männern ungetreu geworden waren. Eben waren einige am Halse und an andern Theilen des Leibes geschnitten. Neben ihren Betten lagen die Messer, die man zu ihrer Rettung gebraucht hatte.“

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Nöthige Belehrung und Warnung für Jünglinge und solche Knaben, die schon zu einigem Nachdenken gewöhnt sind. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens, Heft 6. Schulbuchhandlung, Wolfenbüttel 1787, Seite 423. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Allgemeine_Revision_des_gesammten_Schul-_und_Erziehungswesens_6.pdf/435&oldid=- (Version vom 31.7.2018)