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Kann man sich größere Ermunterungsgründe denken?

Erwäget, meine Lieben, dies oft und ernstlich, und gebt dabei zugleich Acht auf eure besondern Neigungen und Fähigkeiten und auf die Umstände, worin ihr euch befindet. Ihr werdet dann einsehen, was ihr vornemlich nach eurer Lage zu thun oder zu meiden habt. Es ist sehr nöthig, daß man sich frühe selbst kennen lerne, damit man wisse, zu welchen Fehlern man vorzüglich geneigt ist; welches Gute einem vorzüglich schwer wird. Man weiß sonst ja nicht, was man an sich bessern soll. Hat man sich aufrichtig selbst geprüft, und nun gefunden, wo ein Fehler, eine schädliche Lieblingsgewohnheit steckt, so weiß man, worauf man vorzüglich zu arbeiten hat, und dann lernt man auch, alle Mittel dabei für sich aufs beste einzurichten. Ich muß bei dieser meiner Belehrung, wo ich für euch alle nicht ausführlich genug seyn kann, darauf rechnen, daß ihr zu eurer Wohlfahrt selbst gern alles beitragen wollt, und bei diesem guten Willen werdet ihr leicht von dem Gesagten die beste Anwendung auf euch machen und euch zudem noch manchen guten Rath selbst ertheilen können.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Nöthige Belehrung und Warnung für Jünglinge und solche Knaben, die schon zu einigem Nachdenken gewöhnt sind. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens, Heft 6. Schulbuchhandlung, Wolfenbüttel 1787, Seite 398. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Allgemeine_Revision_des_gesammten_Schul-_und_Erziehungswesens_6.pdf/410&oldid=- (Version vom 31.7.2018)