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waren so reizbar, daß er an nichts, als an seine Sünde denken konnte, und jeder Gedanke daran wurde That. Er welkte hin, wie eine Blume, deren Wurzel ein Wurm zernagte.

Die Gefahren der Verführung sind groß, meine jungen Freunde, und ich habe sie euch nicht verschweigen können. O mögtet ihr sie nie anders kennen lernen, als aus dieser meiner Beschreibung! Mögtet ihr überall, wo ihr euch unter Kindern eures Alters befindet, es sey in der Schule oder bei euren jugendlichen Spielen, auf euch und andere Knaben Acht haben, daß nicht ein so schreckliches Uebel sich unter euch ausbreite! Mögtet ihr es für eure Pflicht halten, wo ihr einen solchen Verführer und unglücklichen Knaben erblickt, euch nicht nur selbst zu hüten, sondern alles, alles anzuwenden, daß jener gerettet würde!

Den Verführer, von dem ich euch eben erzählte, quälte ein nagender Vorwurf, so lange er lebte; aber euch würde das froheste und seligste Bewußtseyn Zeitlebens begleiten, wenn ihr jetzt bei euren bessern Einsichten hie und da einen elenden Selbstschwächer von seinem Laster würdet frei gemacht haben. Daß euch nicht einer oder der andere von der Art bekannt werden sollte,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Nöthige Belehrung und Warnung für Jünglinge und solche Knaben, die schon zu einigem Nachdenken gewöhnt sind. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens, Heft 6. Schulbuchhandlung, Wolfenbüttel 1787, Seite 384. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Allgemeine_Revision_des_gesammten_Schul-_und_Erziehungswesens_6.pdf/396&oldid=- (Version vom 31.7.2018)