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sich ziehe. Denn die meisten Schullehrer handeln in dieser so wichtigen Sache so gewissenlos, daß sie entweder aus Trägheit oder Mangel an Beobachtungsgeist, sich gar nicht um dergleichen bekümmern und ganz keine Erwähnung davon thun, oder, wenn sie davon abmahnen, es so lau und ohne Nachdruck thun, daß ihre Vorstellungen darüber gar keinen Eindruck machen. Mit tiefer Schaam und Reue gestehe ichs, daß ich selbst zu den Unglücklichen gehöre, die dieses Laster ausgeübt. Die Folgen davon sind mir nur gar zu gegenwärtig, als daß ich sie vor mir selbst verbergen könnte. Einen durch dieses ewig verfluchte Laster geschwächten Körper und einen nicht unmerklichen Abgang meiner Seelenkräfte habe ich mir dadurch zugezogen. Tiefe Schwermuth und ein melancholisches Wesen hat seitdem sich meiner ganz bemeistert; und mein sonst munteres und aufgewecktes Wesen ist von schwarzer Melancholie bis jetzt so sehr verdrengt, daß nicht selten die fürchterlichsten Gedanken von Selbstzerstörung in mir aufsteigen. Das Bewußtseyn meiner schwarzen That, begleitet von dem Gedanken, was für ein Mensch ich seyn könnte, wenn ich meine Leibes- und Seelenkräfte

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Johann Friedrich Oest: Nöthige Belehrung und Warnung für Jünglinge und solche Knaben, die schon zu einigem Nachdenken gewöhnt sind. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens, Heft 6. Schulbuchhandlung, Wolfenbüttel 1787, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Allgemeine_Revision_des_gesammten_Schul-_und_Erziehungswesens_6.pdf/366&oldid=- (Version vom 31.7.2018)