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oder Geschlechtstrieb misbraucht, und daß er also diejenigen Säfte seines Körpers verschwendet, die zur Zeugung und Hervorbringung eines Menschen nöthig sind. Eben hierin liegt der Grund, warum er Geist und Körper zerstört. Der Körper braucht zur Zubereitung des Zeugungs- oder Saamensafts viele Zeit und vielen sorgsamen Fleiß. Die geringste Störung, die er dabei leidet, bringt ihn in eine gefährliche Unordnung. Er muß darüber andere Verrichtungen, als die Verdauung, die Absonderung eines guten gesunden Bluts sehr nachläßig betreiben. Darüber geht Stärke und Gesundheit verloren. Auch haben die geschicktesten Zergliederer des menschlichen Körpers durch Beobachtungen und Erfahrungen gefunden, daß diese edlen Zeugungssäfte mit dem Gehirn des Menschen, worin seine ganze Denkkraft vereinigt ist, in genauer Verbindung stehen. Daher kann man sichs erklären, daß der Verstand abnimmt und zerrüttet wird, wenn die Zeugungssäfte verschwendet werden.

Wir können also leicht einsehen, daß das Laster der Unkeuschheit mit den traurigsten Folgen begleitet seyn muß, und es kann uns nicht befremden, wenn wir Unkeusche oft in so jämmerlichen

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Nöthige Belehrung und Warnung für Jünglinge und solche Knaben, die schon zu einigem Nachdenken gewöhnt sind. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens, Heft 6. Schulbuchhandlung, Wolfenbüttel 1787, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Allgemeine_Revision_des_gesammten_Schul-_und_Erziehungswesens_6.pdf/353&oldid=- (Version vom 31.7.2018)