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Kunstwerke kann man leicht erschöpfen, ja man findet sogar immer Fehler daran, je genauer man sie untersucht; aber Gottes Werke sind unerschöpflich, und je mehr wir sie studiren, desto mehr Vollkommenheit finden wir an ihnen.

Ihr könnt nun leicht denken, daß Gott, der zur Erhaltung des Blumengeschlechts so wundervolle Einrichtungen gemacht hat, in seinen Veranstaltungen zur Erhaltung der edelsten Geschöpfe auf Erden nicht minder weise, groß und gütig erscheinet. Gewiß wird er hier vorzüglich alle die Eigenschaften geoffenbart haben, die ihn in unsern Augen so verehrungswürdig machen. Ihr könnt aus dem angeführten auch lernen, wie leicht man über die Weisheit und Güte Gottes hinweg sehen kann, wenn man nemlich alles leichtsinnig behandelt, was beim ersten Anblick eine Kleinigkeit zu seyn scheint: Ihr habt wol oft muthwilliger Weise eine Blume zernichtet, ohne es euch einfallen zu lassen, daß diese ein weit künstlicheres Werk sey, als die schönste Uhr. Und wie weit übertrift nun nicht der Mensch die schönste Blume? Kann irgend etwas an dem Menschen uns wol eine Kleinigkeit scheinen? Theile, meine Lieben, die wir zu entblößen uns schämen; die zur Absonderung mancher Unreinigkeiten

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Nöthige Belehrung und Warnung für Jünglinge und solche Knaben, die schon zu einigem Nachdenken gewöhnt sind. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens, Heft 6. Schulbuchhandlung, Wolfenbüttel 1787, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Allgemeine_Revision_des_gesammten_Schul-_und_Erziehungswesens_6.pdf/336&oldid=- (Version vom 31.7.2018)