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soll sie noch geschehen. Jene haben schon einige Zeit geblüht, diese hingegen sind noch nicht ganz in ihrer vollkommenen Blüte. Die Staubträger nennt man nun die männlichen Theile, und unter Stempel versteht man den weiblichen Theil.

Diese verschiedenen Theile tragen das ihrige zur Hervorbringung einer gleichen Art von Blumen gemeinschaftlich bei. So weit man der Natur hat nachspüren können, hat man gefunden, daß jene feinen Staubtheile noch in sich eine Feuchtigkeit verschließen, die sie durch Zerplatzen von sich geben und durch welche ganz kleine im Stempel verborgene Keime belebt werden, so daß sich aus ihnen ein vollständiges Saamenkorn bilden kann.

Aber hier, meine Lieben, entzieht sich die Natur unserer Beobachtung. Alles wird so klein und unbemerkbar, daß wir nicht wissen oder erfahren können, wie das eigentlich zugeht. Und so geht es uns mit allen Werken des Schöpfers. Wir lernen ihre innere Einrichtung nie ganz kennen, ob wir gleich durch fleißiges Nachforschen immer mehr davon lernen und zur Bewunderung seiner Weisheit und Güte immer mehr Gelegenheit bekommen. Menschliche

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Nöthige Belehrung und Warnung für Jünglinge und solche Knaben, die schon zu einigem Nachdenken gewöhnt sind. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens, Heft 6. Schulbuchhandlung, Wolfenbüttel 1787, Seite 323. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Allgemeine_Revision_des_gesammten_Schul-_und_Erziehungswesens_6.pdf/335&oldid=- (Version vom 31.7.2018)