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so starr aus, als wenn er nachdächte, aber es war nichts als Gedankenlosigkeit. Er fühlte wol einen Augenblick, daß er unglücklich wäre und sich selbst unglücklich gemacht habe; aber mit Ueberlegung an sein künftiges Schicksal denken und nun einen ernsthaften Entschluß fassen, das konnte er nicht.

So ein elendes Geschöpf wird der Mensch, wenn sein Verstand geschwächt ist! Der Prediger wollte ihm auch hier zu Hülfe kommen, und bat ihn, nur so folgsam zu seyn, immer in seiner Gesellschaft, oder bei den Seinigen im Hause zu bleiben und niemals allein zu seyn. Das that er auch einige Tage; aber entweder hatte er sobald sein Versprechen vergessen, oder seine schändliche Gewohnheit überfiel ihn mit so unwiderstehlicher Gewalt, daß er doch Gelegenheit finden mußte, sein Laster von neuem auszuüben. Es gibt in allen Lastern einen gewissen Grad, wo die Besserung äußerst schwer ist, und eben dies lehrt uns die Nothwendigkeit einer frühen Besserung. Diesen Grad des Lasters hatte Wilhelm leider! erreicht und was ohnehin seine Besserung in diesem Stück so schwer machte, war der Verlust aller seiner Seelenkräfte. Seine Seele beherrschte nicht mehr den Körper, sondern

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Johann Friedrich Oest: Nöthige Belehrung und Warnung für Jünglinge und solche Knaben, die schon zu einigem Nachdenken gewöhnt sind. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens, Heft 6. Schulbuchhandlung, Wolfenbüttel 1787, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Allgemeine_Revision_des_gesammten_Schul-_und_Erziehungswesens_6.pdf/323&oldid=- (Version vom 31.7.2018)