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einziger Sohn sey. Daher beschlossen sie endlich, ihn, da er nun in seinem 13ten Jahre war, von Hause zu schicken.

Sie hatten von einem Prediger gehört, der auf dem Lande wohnte und sich mit der Erziehung fremder Kinder beschäftigte. Zu diesem schickten sie ihn, theils weil sie glaubten, er würde da mehrere Pflege haben, theils, wenn die Landluft seine Gesundheit befördert hätte, einen für ihn zweckmäßigen Unterricht genießen können. Er reiste also, und zwar mit vieler Gleichgültigkeit, dahin. Beim Abschiede war er ungerührt. Er konnte nichts denken, nichts empfinden. Liebe gegen seine Eltern fühlte er nicht mehr, denn kein Ding in der Welt hatte Reize für ihn. Bisher werdet ihr ihn, meine jungen Freunde, bedauert haben; aber hier müßt ihr unwillig über ihn werden, daß ihm seine Eltern gleichgültig waren. Doch ihr werdet nachher noch mehr Ursache dazu finden.

Der gute Prediger gab sich alle Mühe, ihn nur erst aufzumuntern. Er zeigte ihm seinen Garten, seine Viehzucht und Wirthschaft. Seine Kinder thaten auch alles, ihm Freude über seine Ankunft bei ihnen einzuflößen Sie zeigten ihm ihre Pflanzensammlungen, ihre Naturseltenheiten,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Nöthige Belehrung und Warnung für Jünglinge und solche Knaben, die schon zu einigem Nachdenken gewöhnt sind. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens, Heft 6. Schulbuchhandlung, Wolfenbüttel 1787, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Allgemeine_Revision_des_gesammten_Schul-_und_Erziehungswesens_6.pdf/315&oldid=- (Version vom 31.7.2018)