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großartigen Betrieb zu bringen, wie er dem Gründer vor der Seele schwebte. Schnell entstanden nun noch mehrere Warm- und Kalthäuser, sowie Freilandbeete; aber bald gerieth auch das Unternehmen wieder in Stocken, denn die Schwierigkeiten, welche mit dem Beginn eines derartigen Unternehmens unvermeidlich verbunden sind, kühlten den Eifer der Theilnehmer bedeutend ab, die nöthigen Fonds fehlten, sie herbeizuschaffen hatte Niemand rechten Muth und man benutzte überhaupt die der Erde entsteigenden Dämpfe mehr zum Eiersieden für Fremde, als zur Warmhauscultur. Da blieb allerdings der gehoffte Gewinn des Unternehmens aus und das Ende war, daß sich muthlos der Verein wieder auflöste.

Von allen Actionären war Dr. Geitner am stärksten bei der Sache betheiligt und auch war er der Einzige, welcher nicht an dem endlichen Gelingen seiner Ideen zweifelte; so übernahm er das Etablissement wieder für sich allein, aber fast als Ruine. Selbst zu sehr mit seinen anderen Unternehmungen beschäftigt, um der Gärtnerei die nöthige Aufmerksamkeit widmen zu können, rief er seinen jüngsten Sohn, Herrn Gustav Geitner, welcher sich der Gärtnerei gewidmet und zu seiner Ausbildung im Auslande reiste, zurück und stellte ihn bei der Verwaltung des Etablissements an, welches sich nun unter dessen geschickter und umsichtiger Leitung rasch hob. Dieses bewog im Jahre 1846 den Dr. Geitner, seinem Sohn die Leitung des Etablissements ausschließlich zu übertragen und von da an datirt sich dessen Flor.

Der wackere Gründer erlebte noch die Freude, daß seine Schöpfung das wurde, was sie nach seinen Ideen werden sollte. Nach seinem 1852 erfolgten Tode ging das Etablissement in alleinigen Besitz des Herrn Gustav Geitner über, welcher fortwährend mit größter Energie und Thätigkeit an Erweiterung und Vervollkommnung desselben arbeitet und ihm einen großen – man kann sagen europäischen – Ruf erworben hat.

Das Etablissement liegt bei dem Dorfe Planitz, drei Viertelstunden von Zwickau und zehn Minuten von Cainsdorf mit dem Anhaltepunkte der Schwarzenberger Eisenbahn, sowie in der Nachbarschaft der bekannten Königin-Marien-Hütte und der großen Planitzer Steinkohlenwerke. Die Umgebung des Etablissements entspricht allerdings den Erwartungen nicht, welche gewöhnlich der mit sich bringt, welcher zum ersten Male dasselbe besucht, und dieser wird sich eines Gefühls der Befremdung und Enttäuschung nicht erwehren können, wenn er statt des vielleicht erwarteten vulkanartigen Berges mit dampfendem Gipfel, umgeben von einem Hain tropischer Gewächse, eine unterwärts von einem Wäldchen begrenzte, baumlose, kahle, öde und recht freudlos ausschauende Hochfläche vor sich sieht, von der Reihen heller Glasfenster blitzen. Hinter diesen Glasfenstern verbergen sich alle die reizvollen Kinder der heißen Zonen, welche die Ausdauer ihres Besitzers hier verpflanzt und wo sie unter dessen sorgsamer Pflege sich so wohl befinden und üppig gedeihen, wie in der heimischen Erde.

Wir finden hier

ein Palmenhaus im Allgemeinen, von sechsundzwanzig Fuß Höhe, zweiunddreißig Fuß Tiefe und vierundvierzig Fuß Länge, dessen auf gußeisernen Säulen ruhendes Dach aus Doppelglas in eichenem Ramen besteht;
ein Farrenhaus von vierundvierzig Fuß Länge;
ein Victoriahaus mit Warmhauspflanzen im Allgemeinen, besonders aber den Aroideen, Scitamineen, Musaceen und technischen officinellen Pflanzen;
ein Orchideenhaus von sechsundvierzig Fuß Länge;
ein Haus für warme Vermehrung;
ein Bromeliaceenhaus;
zwei Ananashäuser, wovon das eine mit Palmenzucht;
ein Camellienhaus von siebenzig Fuß Länge;

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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 1. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_1.pdf/262&oldid=- (Version vom 6.1.2019)