Enttäuscht, zermartert ich durchwacht’
Und seufzend manche stille Nacht,
Bis einst ich ihren Hauch empfand –
Im Traum … Wir sind allein selband …
Ihr Händchen kühlt die Stirn mir mild …
Sie küßt mein Auge, weich und warm
Sich an mich schmiegt sie mir im Arm,
Und wie ein Vöglein, schlürft es Tau,
Dir schlägt mein Herz! Wärst du mir fern,
Ich überlebt es nicht, mein Stern! –
Da rief ich: – Mein in Ewigkeit
Bist du, der ich mein Herz geweiht! –
O, laß mir, Gott, nur diesen Traum!
Glaubst, meine Winde, weiß wie Schnee,
Ein Sterblicher entrinne je
So weichem Arm, von Wahnsinnsqual
Geblendet wie vom Wetterstrahl?
Den Kelch du rankst im Lenzeshauch
Und schmiegst in Sturmesnacht dich an,
Daß – Neid vom Nacken lösen kann
Den Arm, der zärtlich ihn umspannt,
Statt allezeit vereint zu Zwei’n,
Durchs Leben irren kann – allein?
Umrausche mir, du Abendwind,
Die kranke Seele, lau und lind:
Besänft’ge sie mit deinem Lied,
Wenn bang’ – Erinnern sie durchzieht,
Im Silberkleid am Himmelszelt.
Albert Weiß: Polnische Dichtung in deutschem Gewande. Otto Hendel, Halle a. d. S. 1891, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Albert_Weiss_-_Polnische_Dichtung_in_deutschem_Gewande.pdf/74&oldid=- (Version vom 20.8.2021)