Und sich zum Opfer uns erkor.
So hold um uns der Mai erblühte,
So hell der Mond Demanten sprühte,
Daß täglich lud zum Stelldichein
Im Blütenbusch am Wasserfall
Das Minnelied der Nachtigall …
Da – flammt’ ein Stern, als ob man stieß
Ein Englein aus dem Paradies,
War unser Dasein allzumal !
Still, eh’ zur Kirche geht die Maid
Und schmückt mit Rosen Stirn und Kleid,
Am grünen Strauche bleibt sie stehn,
Will erst mit sich zu Rate gehn,
Das sie gezogen mühevoll
Sich selbst im Lenz zum Hochgenuß,
Das, wenn sie’s – pflückte – sterben muß!
So faßt’ ich ihre kleine Hand,
Und seufzte: Nimmer wirst du mein,
Die wie ein Engel hold und rein!
Dann haucht’ ich: Liebchen, hör mich an,
Wenn Liebe – Sünde werden kann,
Die Lippen, wenn sie küssen dich,
Die er zurück gen Himmel führt,
Als – Engel rein und unberührt.
Doch Sünde kann nicht Liebe sein,
Drum laß dir küssen Hand und Mund –
Nur – Blümlein sehn’s im Waldesgrund!
Da – als der Winde Kelch sich neigt,
Sich, schlummernd drin, ein – Falter zeigt;
Hat sich der Schelm zur Ruhestätt’
Erwählt nur dieses Himmelbett,
Albert Weiß: Polnische Dichtung in deutschem Gewande. Otto Hendel, Halle a. d. S. 1891, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Albert_Weiss_-_Polnische_Dichtung_in_deutschem_Gewande.pdf/72&oldid=- (Version vom 20.8.2021)