Ins Antlitz doch das Blut ihm steigt,
Als leib’ und leb’ er, dieser Tropf!
Zu neigen braucht er nur den Kopf,
Will küssen er den Rosenmund,
Sanft wiegt sich um das Paar das Gras
Und flüstert dies und zischelt das,
Wie so die Hochzeitsgäste sind,
Bis daß, vor Eifersucht schon blind,
Zu Füßen ihr, der Schläferin!
Bald wieder that der Wicht mir leid,
Den ich im Zorn dem Tod geweiht …
Vielleicht ist’s Zufall! Wenn ich wüßt’,
Ob ihren Mund er je geküßt,
Daß ihm die Glut ins Antlitz trat …
Vielleicht ist ganz er außer Schuld,
Und nur dem Röslein schenkt er Huld,
Das ihr am Busen welkt dahin!
Angrinst die Eifersucht mich kalt …
Bald stößt’s mich ab, anzieht’s mich bald,
So schafft mir jede Sünde Pein
Der – Evatöchter, groß und klein,
Welch Höllenqual empfand ich da,
Als ich so sanft sie schlummern sah:
Verdächtig schien mir in der Luft
Der Blumen zauberischer Duft,
Der Falterflügel – Runenschrift,
Verdächtig, wie der rote Mohn,
Den ich ertappt im Kosen schon!
Untrüglicher Verrat mir gar
Als gebe sie das Losungswort
Zum Stelldichein am sichern Ort,
Albert Weiß: Polnische Dichtung in deutschem Gewande. Otto Hendel, Halle a. d. S. 1891, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Albert_Weiss_-_Polnische_Dichtung_in_deutschem_Gewande.pdf/69&oldid=- (Version vom 21.8.2021)